In Aserbaidschan in Lankaran habe ich eine kleine Pause von 2 Tagen eingelegt und mich auf den Iran vorbereitet. Dazu gehört einmal die Routenplanung für den Iran zu überprüfen, schauen ob die Navigation funktioniert, die Dokumente wie Carnet de Passage rauszukramen, großer Waschtag ….
Nach rund 60km erreiche ich die Grenze von Aserbaidschan. Hier angekommen gibt es im Zoll unerwartet Schwierigkeiten und man gibt mir zu verstehen, der Zoll bei der Einreise habe einen Fehler gemacht, es sei aber nicht weiter ein Problem, sie müssten es nur klären und das wird ca. 1 Std. dauern. Hat es dann auch. Eigentlich hätte ich bei der Einreise in Aserbaidschan schon das Carnet benutzten müssen, da mich keiner danach gefragt hatte, na ja hats auch so funktioniert, nur bei der Ausreise wurde es vermisst. Dann vielleicht fürs nächste Mal.
So jetzt stehe ich an der iranischen Grenze. Vorweg, der Grenzübergang wird immer von 3 Ebenen geklärt, dem Militär, der Polizei und dem Zoll. Das Militär hängt eher passiv herum und schlägt die Zeit tot. Aber dafür war die Polizei hier um so akribischer, aber mit Hindernissen. Man erklärt mir so gegen 12:00, das Internet sei ausgefallne und daher könne er nicht an die Datenbanken und meinte ich solle mich gedulden. Schwupp war er verschwunden und hat sich erst mal für 1 Stunde aufs Ohr gelegt. Anschließend funktionierte aber das Internet immer noch nicht und mein Fall konnte nicht bearbeitet werden. Nach weiteren eineinhalb Stunden war immer noch nichts passiert, aber der Grenzverkehr bei den andere wurde ordentlich weiter abgefertigt, nur ich nicht 🙁 Zwischendurch kam ein Bursche vorbei und erklärt mir, dass er unbedingt mein Carnet haben müsse und meine Pass-Nr., nur er könne mir helfen und gestern hätte er auch schon 4 russischen Bikern geholfen, die es ohne ihn nicht geschafft hätten …, kam mir schon komisch vor. Man muss wissen, an der Grenze laufen alle möglichen Personen herum und die wenigsten tragen Uniform, sodass man nicht erkennen kann, ob sie in eigener oder offizieller Mission unterwegs sind. Na ja, hab ihm dann mein Carnet gegeben, es hat ja nur einen Wert von 3.000€ …. Bei der Polizei ging es immer noch nicht weiter und ich bin nach ca. 3 Stunden ungeduldig geworden. Ob das Wirkung hatte, oder nicht, sei dahingestellt. Nach einer weiteren halben Stunde war ich dann bei der Polizei durch und dann beim Zoll angekommen. Die haben erst mal mein ganzes Gepäck durchsucht, ob ich nicht irgendwo Alkohol an Board habe ( … so versoffen sehe ich eigentlich nicht aus …). Da ich das ja wusste, war natürlich auch nichts zu finden. Inzwischen tauchte die Person wieder auf, der ich mein Carnet gegeben hatte und führte mich durch weitere 3 Anlaufstationen im Grenzbereich. Die Fläche hier hat recht große Ausmaße, ich schätze 2-3km², sodass der Typ mir schon echt geholfen hat, die richtigen Personen zu finden. Der Check des Carnet zum Motorrad ging dann auch recht schnell und dann war es endlich geschafft. Alle Stempel und Dokumente ok und ich war am Aussgang des Zoll. Nun meinte der Typ, er müsse mich noch aus dem Zoll heraus begleiten und aus dem Blickfeld der Offiziellen verschwinden. Jetzt wurde mir klar was er wollte, er wollte Geld für seine Dienste. Seine Forderung: 40$. Hab ihn auf 30$ gedrückt, aber mich immer noch verladen gefühlt. Na ja, man kann nicht immer gewinnen.
Und ab jetzt fahre ich auf eigenes Risiko, nämlich ohne irgendeine Haftpflicht-Versicherung. Das war 2011 ein großes Thema und sollte 750$ kosten. Also, drückt mir die Daumen.
Hinter der Grenze, in Astara beginnt der eigentliche Iran, hier ein paar Eindrücke.
Ich fahre jetzt erst mal ganz entspannt am kaspischen Meer entlang und genieße die Natur und alles was es so zu erleben gibt. Pötzlich werde ich von einem Auto angehalten, in dem 4 junge Mädels sitzen und mich fotografieren wollen. Na, das tut doch meinem Ego gut, hab’s mir auch gleich gefallen lassen. Gegen Abend ging es dann an die Hotelsuche.
Hotelsuche mal anders:
Die meisten Hotels sind nur in Farsi, also persisch beschriftet, kann ich aber nicht lesen und kann sie daher auch nicht finden. Booking.com ist mit iranischen Hotels nicht gut bestückt, also bleibt nur fragen übrig. Sobald ich aber anhalte, werde ich schnell von mehr als 20 Leuten umringt, die alle auf persisch auf mich einreden und keiner von Ihnen spricht English. Also das Anhalten selbst ist dann schon eine Herausforderung und alle wollen gern ein selfi machen … Inzwischen habe ich auch ordentlich Hunger und bin ein wenig genervt. Bei den bisherigen Hotels, die ich als solche erkennen konnte, spricht man an der Rezeption kein Englisch und zudem kommt hinzu, dass ich noch nicht fit bin in der Umrechnung in Riad. Also wieder Fragen usw. Ich stehe mal wieder in einem Tummult von Menschen und keiner versteht mich. Plötzlich höre ich eine Frauenstimme neben mir, die mich in glasklarem Englisch anspricht und nach meinem Problem fragt. Ne war dat schön. Geht noch weiter, sie sagt, sie würde mir gerne helfen und als ich ihr erkläre, dass ich ein Hotel suche, steigt sie in ein Taxi und fährt voraus. Das zweite Hotel ist ok und sie hilft mir, auch alles weitere zu klären. Im Hotel erfahre ich, dass sie Englisch Lehrerin ist und es für sie eine Freude ist, mir zu helfen. Ich liebe den Iran und die Menschen … So, dass war der erste Tag im Iran und ich kann mich im Hotel erst mal ausruhen und die Ereignisse verarbeiten.
Internet:
Ich habe hier weiter vollen Zugriff auf meine HP, um aber auf FB zugreifen zu können, benötige ich meinen VPN Tunnel. Gut dass ich ihn mir Zuhause eingerichtet habe.
Alles Gute im schönen Iran, verpass nicht die Festung Alamut, falls Du nicht schon dort warst! Wir sehen uns in Myanmar!
He Carlos, ja wir sehen uns in Myanmar. Wünsche dir auch eine gute Fahrt. In der Festung Alamut war ich noch nicht. Ich schaue mal, ob sie auf meiner Route liegt 😃
Schön, dass du gut angekommen bist! Die Situation mit dem Hotel erinnert mich ein wenig an eine Situation, die wir bei unserer Radtour in der Türkei hatten: Als wir abends im Zielort ankamen (alle ziemlich fertig, vor allem ich), gab es dort wirklich kein Hotel. Wieder mal wurde die Situation erkannt und ein Gemüsehändler, der seinen Marktstand gerade abgebaut hatte, hat uns samt Fahrrädern auf die Ladefläche gepackt und 50 km mitgenommen. Da weiß ich noch genau, wie sich das angefühlt hat!!
Ja, das war auch sehr grenzwertig😢
Ich kann mich an die Situation und die Gefühle , die wir da hatten ,auch noch sehr gut erinnern, aber es geht schon irgendwie weiter 👍